Die Gemeinde Ganderkesee und die Delme-Werkstätten haben sich an dem Projekt „Schichtwechsel“ beteiligt. In diesem Zuge hat Karen Becker, Fachdienstleiterin Kindertagesstätten, einen vollen Arbeitstag in den Delme-Werkstätten verbracht, während Josephine Seidel im Rathaus mitarbeitete und dabei ebenfalls viele neue Einblicke gewann.
Begeistert zeigte sich Karen Becker von der Vielseitigkeit der Möglichkeiten bei ihrem „Kurzzeit-Arbeitgeber“. „Ich wusste nicht, wie breit die Delme-Werkstätten aufgestellt sind. Die Arbeit wird hier an den jeweiligen Menschen und seine Fähigkeiten angepasst, nicht umgekehrt.“ Zunächst war die Fachdienstleiterin morgens durch den Betrieb geführt worden, wobei sie die Wäscherei, die Näherei, das Zentrallager sowie die Bereiche Verpackung/Montage und Garten- und Landschaftspflege kennen lernte. Die eigentliche Arbeit begann für sie unter Begleitung von Gruppenleiter Tim Schücke morgens mit dem Verpacken von zuvor genau abgezählten Schrauben, bevor es auf die anderen Stationen ging. „Es hat mir richtig gut getan, über den eigenen Tellerrand zu schauen“, resümierte Becker abschließend.
Den umgekehrten Weg ins Rathaus ist Josephine Seidel gegangen. Die 29-Jährige arbeitet seit elf Jahren in verschiedenen Bereichen für die Delme-Werkstätten und hat sich am Donnerstag im Fachdienst Kindertagesstätten eingebracht. Gemeinsam mit Sachbearbeiterin Ulrike Birkhof bearbeitete sie am Vormittag Rechnungen und Spenden, wobei es sehr auf die Genauigkeit ankam. Am Nachmittag unterstützte sie tatkräftig die Elterngeldstelle. „Mir gefällt es richtig gut“, fasste Seidel ihre Eindrücke zusammen. „Als ich gefragt wurde, ob ich beim Schichtwechsel mitmachen möchte, habe ich sofort zugesagt. Ich hatte richtig viel Lust dazu“, so die Wildeshauserin.
Besonders freute sie sich auch über die persönliche Begrüßung durch Bürgermeister Ralf Wessel. „Das Projekt Schichtwechsel ist hochspannend“, befand das Ganderkeseer Gemeindeoberhaupt. „Es gibt die Gelegenheit, in eine andere Welt einzutauchen, neue Perspektiven zu gewinnen, interessante Menschen kennenzulernen und das gegenseitige Verständnis zu fördern.“
Die Delme-Werkstätten beschäftigen in Ganderkesee etwa 250 Menschen mit und ohne Behinderung. Dazu werden an allen 15 Standorten etwa 40 bis 50 Menschen begleitet, die bereits bei externen Firmen im Einsatz sind. „Wir unterstützen sie mit unseren Besuchen vor Ort“, erklärt Sozialpädagogin Katrin Brendel. Die Auswirkungen des sich verstärkenden Arbeitskräftemangels in vielen Branchen auf die Beschäftigungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen gelte es abzuwarten. „Wir müssen da viel umdenken und es braucht eine große Flexibilität“, betont sie. „Wichtig ist es, viel zu wechseln und neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln.“
Das konnte Josephine Seidel im Rathaus ebenso wie Karen Becker in den Delme-Werkstätten. Eine wesentliche Tätigkeit blieb der Fachdienstleiterin am Donnerstag allerdings verwehrt. „Gabelstabler durfte ich nicht fahren, da ich im Gegensatz zu Josephine keinen passenden Führerschein dafür habe. Aber Sicherheit geht natürlich vor.“